Man sollte niemals die Phantasie und Aufnahmefähigkeit von Kindern unterschätzen. Das lerne ich jedes Mal von der Arbeit mit Kindern innerhalb der Praxis. Es bereitet mir viel Freude zu sehen, wie Kinder bereits ab vier Jahren mitwirken und Dinge, die sie in der Praxis gelernt haben, selbstständig weiterentwickeln können.
Ein Beispiel hierfür ist die Arbeit mit Handpuppen. Sie dienen als exzellentes Hilfsmittel, um Kindern eine Ausdrucksmöglichkeit an die Hand zu geben. Mit Hilfe von Puppen kommunizieren Kinder sehr selbstständig über tiefergehende Gefühle und Gedanken.
Die Arbeit mit Puppen macht sehr viel Spaß und Freude. Im Vordergrund steht, dass die Kinder nicht selber sprechen müssen – sie lassen die Puppen sprechen.
Ebenso können die Puppen ein hilfreicher „Co-Therapeut“ sein, der die Kinder unterstützt Gefühle und Gedanken, die sonst nur im inneren existieren, nach außen zu bringen. Wut, Traurigkeit, Angst und Verletzlichkeit finden somit einen spielerischen Ausdruck.
Hinzu kommt, dass Kinder häufig nicht kommunizieren können was sie beschäftigt – entweder, weil ihnen die Worte dazu noch fehlen, oder weil ihnen die Probleme nicht bewusst sind. Diese können verdrängt oder verschüttet sein. Handpuppen können hier wundersame Dinge vollbringen.
Folgende Geschichte einer Mutter zeigt, wie eine Therapiesitzung im Alltag selbstständig weitergeführt werden kann.
Herzliche Grüße,
Ihre
Alexandra Haußmann
Die Geschichte von der „netten Frau“
Gestern war ich mit meiner Tochter (5) auf dem Weg nach Koblenz, ein paar Dinge besorgen.
Plötzlich von der Rückbank: „Mama, geht´s hier nicht auch zu der netten Frau, die mit dem Raben „Socke“ gezaubert hat?
„Ähm ja genau, nur über die Brücke und dann auf der rechten Seite, das hast du dir aber gut gemerkt.“
„Die war echt voll nett oder Mama? Auch dass ich den Raben „Socke“ jetzt zu Hause habe, wenn ich mal Angst habe, das ist voll cool. Ich habe jetzt auch gar keine Angst mehr vor Feuer. Mama? Meinst du wir können den Raben auch mal fragen, ob der mir helfen kann, weil ich doch so Angst vor Vogelnestern habe?“
Klar können wir ihn fragen. Am Abend haben wir uns zusammen hingesetzt, den Raben „Socke“ übergestülpt und es konnte losgehen. Ich bin immer wieder fasziniert, wie sehr meine Tochter mich in Gesprächen mit ihrem „Zauberraben“ ausblendet. „Los Mama, steck mal deine Hand da rein, damit ich mit Socke reden kann“, sehr süß.
Sie hat dem Raben ihr Herz ausgeschüttet und die Angst im Detail beschrieben, auch wo genau die Nester sind, die ihr solche Angst machen und warum. Wir haben dann die Klopfakupressur mit dem Raben angewendet, wie es Frau Haußmann uns für Notfälle erklärt hat. Meine Tochter liebt es die Angst zum Schluss ganz fest wegzupusten. Sie nahm den Raben in den Arm, kuschelte sich mit ihm unter die Decke und schlief ganz friedlich ein.
Heute Nachmittag kam sie dann zu mir (bis dahin hatten wir kein Wort mehr darüber gesprochen) und sagte, sie hätte Socke doch versprochen die Nester zu zeigen und ob wir das jetzt mal machen könnten. Wir gingen mit Rabe über meiner Hand in den Hof zu den gemeinsamen Vogelnestern. Meine Tochter griff nach einem Flügel von Socke und sagte: „dann sind wir beide nicht allein“, ich war zu Tränen gerührt.
Was soll ich sagen. Wir haben noch vor Ort zwei Mal geklopft. Sie ist zu jedem Nest mit Socke an der Hand gegangen und hat es sich in Ruhe angeschaut und dass, nachdem sie die Scheune und Ställe mit den Nestern seit Monaten nicht betreten hatte.
Was haben wir in den letzten Wochen nicht alles versucht. Nach unzähligen Tränen ist die kleine Maus von ganz alleine auf ihren Raben gekommen und hat ihre Ängste so einfach überwunden.
Ich bin immer noch fasziniert. Mein Mann stand nur kopfschüttelnd im Hintergrund, auch er konnte nicht glauben was da passiert.
Danke liebe Frau Haußmann für ihre großartige Arbeit.